Nicola Vösgen
Joseph Mattersberger: Detlef Carl Graf von Einsiedel
Joseph Mattersberger wurde am 11.2.1755 in Windisch-Matrei in Ost-Tirol geboren. Seit 1767 wurde er von den bedeutendsten Bildhauern seiner Zeit in Salzburg, Passau und Mailand unterrichtet, u.a. erlernte er die Technik des Bleigusses. 1784 berief ihn der russische Fürst und Botschafter Alexander Michailowitsch Beloselsky nach Dresden, seitdem war Mattersberger auch für Detlev Carl Graf von Einsiedel tätig. Zusammen mit Thaddäus Ignatius Wiskotschill sollte er eine neue Technologie des Eisenhohlgusses für Figuren im Ganzen zu entwickeln, was 1784 erstmals gelang.
Mattersberger wirkte nur 10 Jahre in Dresden, anschließend war er einige Jahre unter Katharina II. Hofbildhauer in Moskau und Sankt Petersburg. 1799 ließ er sich in Breslau nieder, wo ihm 1805 ihm den Professorentitel verliehen wurde. Er verstarb am 10. Dezember 1825 in Breslau.
Die Büste von Detlev Carl Graf von Einsiedel
Heinrich Keller berichtete im Mai 1788 in seiner Beschreibung der in Dresden lebenden Künstler „Unter die vorzüglichsten Werken aber, welche er [=Mattersberger] in Dresden verfertigt hat, gehört die Büste Sr. Exzellenz des Herrn Ministers Grafen von Einsiedel, nach dem Leben modelliert.“
Abb. 1: Gipsmodell der Büste des Detlev Carl Graf von Einsiedel im Kunstgussmuseum Lauchhammer
(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2017)
Der Portraitierte wurde mit einer antiken Toga bekleidet und mit antikischer Frisur dargestellt. Zugleich zeigen die hochgezogenen Augenbrauen und die dadurch von Falten durchzogene Stirn, wie auch der schmale Mund und die vorspringende Kinnpartie eindeutig portraithafte Züge. Das Bildnis entspricht somit den damals zeitgemäßen Anforderungen an ein allgemein menschlichen Idealbildes und zugleich der Darstellung von individuellen Charakterzügen.
Als Eisenguss ausgeführt wurde die Büste erstmals 1789, zusammen mit der Büste seiner kurz zuvor verstorbenen Frau Sidonie Albertine Gräfin von Einsiedel. Damit gehören diese beiden Büsten zu den ersten zeitgenössischen Werken, die in Lauchhammer in Eisen gegossen wurden.
Es sind insgesamt vier Abgüsse in Eisen erhalten:
Eine Büste ließ sein Sohn, Detlev Graf von Einsiedel (1773-1861), gegenüber dem Hauptportal der Sankt Mauritiuskirche in Wolkenburg aufstellen.
Abb. 2: Detlev Carl Graf von Einsiedel auf dem Vorplatz der Sankt Mauritiuskirche in Wolkenburg
(Foto KGML, 2017)
Eine weitere Büste befindet sich, zusammen mit den Büsten der Benedicta Margaretha Freifrau von Löwendal und seines Sohnes, Detlev Graf von Einsiedel, vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der alten Gießerei. (Die Büste des Graf Detlev ist kürzlich gestohlen worden, nur der Sockel befindet sich noch an seinem Platz.)
Abb. 3: Büste Detlev Carl Graf von Einsiedel vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Gießerei
(Foto: KGML, 2017)
Zwei weitere Abgüsse befinden sich im Kunstgussmuseum Lauchhammer und in der Skulpturensammlung in Dresden.
Zur Person Detlev Carl Graf von Einsiedel (27. August 1737-17. Dezember 1810)
Detlev Carl Graf von Einsiedel) war 1776 von seiner Patentante und Begründerin des Eisenwerks Lauchhammer, der Freifrau von Löwendal, als Universalerbe eingesetzt worden. Detlev Carl war einer der angesehensten Hüttenfachleute seiner Zeit und bestens ausgebildet, um das Werk erfolgreich weiterzuentwickeln.
Seine Vision war es Großplastiken aus dem dünnflüssigen Eisen der Gegend herzustellen, ein für damaliger Zeit fast undenkbares technisches Unterfangen. Er berief Modelleure und Bildhauer nach Lauchhammer, die versuchten das Eisen in Formen zu gießen. Zugleich legte der Graf seit 1776 eine Sammlung von Gipsabgüssen nach antiken Vorbildern an, die als Vorlagen für die in Lauchhammer zu produzierenden Eisengüsse dienen sollten. Nach vielen Fehlschlägen gelang es 1784 den Bildhauern Wiskotschill und Mattersberger erstmals eine große Figur im Ganzen in Eisen zu gießen: eine lebensgroße Bacchantin nach antikem Vorbild. Damit war die Grundlage für den künstlerischen Eisenguss gelegt, mit dem die Gießerei Lauchhammer in den folgenden Jahrzehnten große Berühmtheit und Anerkennung erlangen sollte.