Hans Eickworth: Eulenspiegelbrunnen, Elsterwerda


Hans Eickworth wurde 1930 in Gablenz als Sohn des Widerstandskämpfers Alfred Eickworth geboren. Er war nach dem Zweiten Weltkrieg als Maler und Werbegrafiker beschäftigt. 1952 ging er zur Volkspolizei und stieg auf bis zum Leutnant. 1955 wurde er zum Studium an der Kunsthochschule Dresden delegiert. Seit 1950 war er Meisterschüler bei Fritz Cremer. Eickworth war seit 1963 freischaffender Künstler in Berlin. Später zog Hans Eickworth nach Hohenleipisch, einem Dorf im Süden Brandenburgs. Das sozialistische Menschenbild, später Tierplastiken und Fabelwesen aus Bronze und Beton waren sein künstlerisches Thema. Nach dem politischen Umbruch in Ostdeutschland 1990 verschwanden viele seiner Plastiken aus dem öffentlichen Raum. 1995 verstarb Hans Eickworth in Westerland.


Der Eulenspiegelbrunnen

Till Eulenspiegel sitzt rücklings auf einem Esel. An die etwa 80 cm hohe Figurengruppe schließt sich eine Säulenform an, welche rundum mit Ornamenten, Pflanzen, Bienen, Eulen- und Affenköpfen verziert ist. Eine Pflanze, hier ist der Lorbeer gemeint, rankt sich bis zum Maul des Esels, welcher davon zu fressen scheint. Die Säulenform endet in einem Becken, welches mit ursprünglich vier, nun zwei polierten Kugeln am Rand verziert ist. Sechs symmetrisch angeordnete Wasserausläufe führen aus der Säule heraus das Wasser in das Becken. Alles ruht auf einem kräftigen Standfuß, der sich unter dem Becken befindet. An diesem Fuß befinden sich zwei Wappenformen mit einem Bären und Bienen. Eine bewegte Oberflächenstruktur verbindet die einzelnen Elemente optisch. Insgesamt ist der Brunnen etwa 2,50 Meter hoch und aus Bronze gegossen.

Eulenspiegelbrunnen Elsterwerda, April 2021; Foto: Antje Bräuer

Detail, Eulenspiegelbrunnen Elsterwerda, April 2021; Foto: Antje Bräuer

 

Der Brunnen wurde am 5. April 1980 anlässlich der Eröffnung der „Kleinen Galerie Hans Nadler“ in Elsterwerda eingeweiht. Jedoch wurde er um 180° verdreht aufgestellt. Eulenspiegel sollte in Stadtrichtung schauen, nun war sein Blick auf die Galerie gerichtet. Der Bildhauer beseitigte diesen Fehler kurzerhand, indem er den Kopf des Eulenspiegel absägte und neu aufsetzte, sodass nun die Blickrichtung seinen künstlerischen Vorstellungen entsprach. Der einfache Kleber hielt nicht einmal über Nacht, sodass der Kopf in den Brunnen fiel. Noch vor der Einweihung konnte er aber mittels Stahlbolzen und Eisenkleber bis heute haltbar und fest verankert werden. Die Naht ist noch sichtbar.

Bereits 1973 wurde ein Eulenspiegelbrunnen im Kultur- und Vergnügungspark Plänterwald in Berlin aufgestellt. Dieser Brunnen wurde etwa 2013 gestohlen.

Das Foto des Eulenspiegelbrunnens für Berlin, aufgenommen 1972 in der Wachsformerei der Kunstgießerei Lauchhammer, zeigt die mit Elsterwerda insofern identische Version, dass Schale, Stele, Esel und Eulenspiegelfigur gleich sind. Unter der Schale schließen sich direkt vier blattartige Formen an und bilden einen quadratischen Grundriss, der sich wiederum zu einem ebenfalls quadratischen zweiten Becken vergrößert. Somit ergeben sich im Unterschied zu Elsterwerda zwei Wasserbecken. Eulenspiegels schaut über seine rechte Schulter zurück, in die Richtung des Eselkopfes. Es ist anzunehmen, dass diese Haltung die originale Version ist.

 

Eulenspiegelbrunnen für den Kulturpark Berlin, Wachsmodell in der Wachsformerei der Kunstgießerei, 1972;

Foto: Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv

1974 fand ein gleicher Brunnen seinen Platz in Werdau. Ursprünglich war er für einen anderen Ort (?) bestimmt, der ihn aber nicht mehr haben wollte. Werdau suchte zu dieser Zeit einen Brunnen für den Marktplatz und übernahm das bereits fertige Werk kostengünstig, jedoch empfand man den Brunnen als für den Marktplatz ungeeignet und stellte ihn vorerst im Stadtpark auf. 1976 wurde er von dort in den Richard-Wagner-Park umgesetzt, erhielt aber nie einen Wasseranschluss. In den 1990er Jahren fand der Eulenspiegelbrunnen von Werdau seinen Platz in der Weberstrasse, wo er noch heute steht.


Antje Bräuer

Quellen: Wikipedia, Stadtarchiv und Stadtverwaltung Elsterwerda, Stadtarchiv Werdau