Johann Gottfried Schadow: Büste Friedrich der Große

Johann Gottfried Schadow wurde am 20.05.1764 als Sohn eines Schneidermeisters in Berlin geboren. Früh wurde das künstlerische Talent des Knaben entdeckt, bereits 1776 erhielt er Zeichenunterricht. Seit 1778 war er Schüler des preußischen Hofbildhauers Jean Pierre Antoine Tassaert (um 1727 – 21.01.1788) und besuchte gleichzeitig die Berliner Akademie. Nach dem Tod seines Lehrers im Januar 1788 übernahm Schadow die Ausführung seines letzten Auftrages: das Grabmal des jung verstorbenen Grafen von der Mark in der Dorotheenkirche, dass er in strenger, an die Antike angelehnter Formgebung umsetzte. Im selben Jahr wurde er als Nachfolger von Tassaert zum Hofbildhauer ernannt und zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste berufen. 1805 ist er zum Vizedirektor und 1816 zum Direktor der Königlich Preußischen Akademie der Künste ernannt worden.
Seine Hauptwerke sind die Quadriga auf dem Brandenburger Tor (1793), die Prinzessinnengruppe (1797) und der 36 Meter lange Münzfries an der Berliner Münze (1800). Schadow gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer des deutschen Klassizismus und Begründer der Berliner Bildhauerschule. Er ist am 27.01.1850 in Berlin verstorben.


Die Büste von Friedrich dem Großen im Kunstgussmuseum

In Kunstgussmuseum befindet sich ein 47cm großes Gipsmodell einer Büste von Friedrich dem Großen, das den König mit Dreispitz und um die Schulter gelegtem Mantel zeigt.


Abb. 1: Büste Friedrichs des Großen im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)

In den frühen Verkaufskatalogen der Gießerei sind keine Arbeiten von Schadow angeboten. Erst in den Jahren 1932 bis 1938 wird Schadows Büste „Friedrich der Großen mit Hut“ zusammen mit einer Büste „Friedrich der Große ohne Hut“ in den Größen 47cm bzw. 39,5cm angeboten.

Abb. 2: Die beiden Schadow-Büsten von Friedrich dem Großen
(Lauchhammer Bildguss-Katalog Gs 11, 1932, S. 15)

Das Modell der Büste des Königs mit Dreispitz trägt an der Sockelrückseite die Bezeichnung „G. Schadow fec. (lat. fecit = er hat dies gemacht/geschaffen) / Gebrüder Micheli Berlin“. Die Gipsgießerei Micheli war 1824 in Berlin gegründet worden. Die Brüder Claudio und Aurelio Micheli fertigten in ihren Werkstätten Reproduktionen nach bedeutenden Vorbildern der renommiertesten Bildhauer der Zeit in verschiedenen Materialien, neben Gips v.a. in Alabaster.

Im Kunsthandel sind keine Abgüsse dieser Büste des Alten Fritz nachweisbar.


Das Friedrich-Denkmal in Stettin

Vorbild war vermutlich eine der frühen Arbeiten von Johann Gottfried Schadow, das Denkmal Friedrichs des Großen in Stettin. Friedrich der Große (1712 – 1786), auch Friedrich II. oder der Alte Fritz genannt, war seit 1740 König in und seit 1772 König von Preußen sowie Kurfürst von Brandenburg. Kurz nach dem Tod des Königs begannen die Planungen für die Errichtung eines Denkmals in Stettin. 1792 beauftragte der Graf von Hertzberg Schadow mit der Ausführung. Die 2,50 Meter große Marmorstatue wurde im Oktober 1793 auf dem Paradeplatz vor dem Anklamer Tor in Stettin eingeweiht. Es handelte sich um das erste Standbild Friedrich II. in Preußen.
Aufgrund von Verwitterung ist die Marmor-Statue 1877 in das Ständehaus in Stettin versetzt worden. Als Ersatz wurde ein Bronzeabguss geschaffen, der zunächst in der Gießerei Lauchhammer ausgeführt werden sollte, aus Kapazitätsgründen konnte die Gießerei den Auftrag jedoch nicht übernehmen. Die Ausführung in Bronze erfolgte deshalb in der Gießerei Gladenbeck.

Abb. 3: Schadow Johann Gottfried (1764-1850), Statue Friedrichs des Großen, Stettin: Ansicht. Foto, 29,3 x 23,3 cm (inkl. Scanrand). Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin Inv. Nr. F 0568.

Nach dem 2. Weltkrieg galt das Marmororiginal viele Jahrzehnte als verschollen. Erst nach 1990 tauchten die erhaltenen Einzelteile in einem Depot in Stettin wieder auf und konnten in den folgenden Jahren restauriert werden.
Der Bronzeabguss von 1877 befindet sich heute im Nationalmuseum in Greifswald.

Nicola Vösgen