Nicola Vösgen
nn: Kenotaph Friedrich Graf von Einsiedel
Das Modell des Kenotaphs im Kunstgussmuseum
Im Kunstgussmuseum befindet sich das Modell einer Liegefigur, die zu der Grabplatte für Friedrich Graf von Einsiedel gehört. Die Gesamthöhe des mehrteiligen Modells beträgt 207cm.
Abb. 1: Modell der Liegefigur von der Grabplatte Friedrich Graf von Einsiedel
(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2018)
Friedrich Graf von Einsiedel
Friedrich Graf von Einsiedel war das vierte Kind von Detlev Carl Graf von Einsiedel (1737-1810) und dessen erster Gattin Albertine Sidonie (1745-1787). Er wurde am 29. Februar 1772 auf Schloss Wolkenburg geboren. Graf Friedrich schlug die Offizierslaufbahn ein und diente als Leutnant beim Sächsischen Chevaulegers-Regiment des Herzogs Karl von Kurland.
Am 29. November 1793 ist er in der Schlacht bei Kaiserslautern schwer verwundet worden. Sein Stiefbruder, der Leutnant Friedrich Wilhelm Heinrich von Roeder, brachte ihn noch am gleichen Tag in ein Quartier nach Kaiserslautern, wo Graf Friedrich von Einsiedel am 30. November 1793 seinen Verletzungen erlag. Er wurde in Frankenstein bei Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) bestattet.
Das Kenotaph des Grafen von Einsiedel in Wolkenburg
In seiner Heimatstadt Wolkenburg wurde Friedrich Graf von Einsiedel zum Gedenken ein Kenotaph errichtet. Auf einer ovalen, ca. 2,30 Meter großen Grabplatte ist der verstorbene Graf im realistisch ausgeformten, überlebensgroßen Hochrelief in Uniform, mit Dreimaster und Federbusch, den Degen an seiner Seite liegend, dargestellt.
Laut einem Verzeichnis der ausgeführten Arbeiten wurde die Grabplatte 1802 in der Gießerei Lauchhammer in Eisen gegossen. Das Kenotaph, ein Scheingrab als Erinnerung an einen Verstorbenen, befand sich zunächst in der Gruft der Alten Kirche in Wolkenburg, seit einigen Jahren in der Neuen Kirche in Wolkenburg.
Ursprünglich hatte die Platte eine graugrüne Farbfassung, die erst später mehrmals mit schwarzer Farbe überstrichen wurde, die umlaufenden Buchstaben und Ziffern waren vergoldet.
Abb. 2: Das Kenotaph des Friedrich Graf von Einsiedel in der Gruft der alten Kirche in Wolkenburg
(Foto: Fotoarchiv KGML)
Es ist nicht überliefert, welcher Bildhauer den Entwurf für dieses beeindruckende Werk geschaffen hat. Sicher ist nur, dass es von einem bedeutenden Künstler der Zeit stammen muss, der mit den Möglichkeiten des Eisengusses gut vertraut war. Diskutiert werden Zuschreibungen an einen Künstler im Umkreis von Gottfried Schadow, an Joseph Mattersberger oder den eher unbekannten Friedrich Andreas Ullrich.
Bei dem Kenotaph von 1802 sind die am Rand der ovalen Platte angebrachten Buchstaben und Zahlen einzeln gegossen und aufgenietet. Im Laufe der Zeit waren einige dieser Buchstaben verloren gegangen.
Der Abguss des Kenotaphs von 1937
Nachgüsse dieser fehlenden Buchstaben wurden 1936 von einem Nachfahren der Familie, Gert Graf von Einsiedel, in der Gießerei Lauchhammer bestellt und vor Ort in Wolkenburg neu eingesetzt.
Nach dem nun wieder vollständigen Original ist 1937 eine Kopie in Eisenguss hergestellt worden. Vermutlich ist in diesem Zusammenhang auch das im Kunstgussmuseum aufbewahrte Modell entstanden.
Der Nachguss war 1937 auf der Ausstellung „Schaffendes Volk“ in Düsseldorf, in der Abteilung „Eisen und Kultur“ zu sehen. Auch im Bildguss-Katalog der Gießerei von 1938 fand dieser „Abguss einer etwa 1800 für Wolkenburg gelieferten Gruftplatte“ Erwähnung.
Bei dem Ausstellungsstück auf der Düsseldorfer Ausstellung handelte um eine Leihgabe der Gießerei Lauchhammer. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass diese Kopie nach Beendigung der Ausstellung nach Lauchhammer zurückkam.
Mitte der 1980er Jahre plante das Schlossmuseum Senftenberg eine Ausstellung zum Kunstguss. In diesem Zusammenhang wurde die Grabplatte des Grafen von Einsiedel auf einem Schrottplatz der Gießerei Lauchhammer entdeckt. Die Grabplatte wies zu diesem Zeitpunkt starke Beschädigungen auf, so dass sie zunächst geschweißt werden musste, bevor sie nach Senftenberg transportiert werden konnte. In den folgenden Jahren war das Kenotaph im Schlosshof des Senftenberger Museums ausgestellt. Erst um 1993 gelangte er in das Kunstgussmuseum Lauchhammer.
Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei der in den 1980er Jahren von dem Schrottplatz der Gießerei Lauchhammer im letzten Moment geretteten Grabplatte um diejenige handelt, die 1937 für die die Düsseldorfer Ausstellung nachgegossen worden war.
Dafür spricht vor allem die Tatsache dass bei der Grabplatte im Museum die umlaufenden Buchstaben nicht einzeln aufgesetzt, sondern mitgegossen sind. Deshalb muss es sich bei dieser Platte um einen Abguss der originalen Grabplatte handeln.
Abb. 3: Der Abguss des Kenotaphs im Kunstgussmuseum
(Fotos: Tino Winkelmann, 2018)