Karl Garbers: Rheinische Hebe / Schankmädchen


Karl Garbers wurde am 11. Mai 1864 in Hamburg geboren. Er studierte an der Kunstgewerbeschule in Hamburg und seit 1891 an der Akademie der Bildenden Künste in Dresden, wo er Meisterschüler von Ernst Julius Hähnel war. 1895 erhielt er ein Reise-Stipendium und reiste zusammen mit Ernst Barlach, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband, für drei Jahre nach Paris. Dort besuchte er die renommierte Académie Julian und wurde mit mehreren öffentlichen Aufträgen für Hamburg beauftragt, z.B. für die Ausstattung und Bauplastik am Hamburger Rathaus sowie die Bauplastik für das Rathaus Altona. Einige dieser Arbeiten führte er gemeinsam mit Barlach aus. Seit 1898 war Garbers als freischaffender Bildhauer in Hamburg tätig, seit 1901 zudem Lehrer an der Staatlichen Kunst- und Gewerbeschule. Er schuf v.a. Personen- und Grabdenkmale, mehrere seiner bronzenen Grabfiguren sind in der Gießerei Lauchhammer gegossen worden.
Karl Garbers wurde zusammen mit seiner Frau am 28. Juli 1943 bei dem verheerenden Bombenangriff auf Hamburg getötet.


Die Rheinische Hebe im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum befindet sich das über 1 Meter große Gipsmodell eines zierlichen Mädchens mit einem Weinkrug unter dem linken Arm und einem Becher in der Hand des ausgestreckten rechten Armes. Es scheint, als wenn sie einem fröhlich zuprosten möchte. Das Modell ist an der Plinthe bezeichnet mit „GARBERS fec.“.


Abb. 1: Das Gipsmodell der Rheinischen Hebe
(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2018)


Die Rheinische Hebe im Rathaus Hamburg

Die Rathausbaukommission Hamburg hatte Garbers mit der Ausführung der Statuette einer Hebe als Ausstattung für den Ratskeller des 1886 – 1897 neu erbauten Hamburger Rathauses beauftragt. Das Gipsmodell ist 1895/96 während seines Paris-Aufenthaltes entstanden. Sein Freund Barlach erwähnt die Hebe in seinen Lebenserinnerungen: „Es war zwischen drei und vier Uhr, ich kam aus dem Garbersschen Atelier, denn es galt die kurzbefristete Lieferung eines Ausbundes von Weinhebe für den Hamburger Ratskeller, kokett und sehr sittsam, weinselig und brav – wir mussten die Nacht zu Hilfe nehmen.“ In welchem Umfang Barlach an der Ausarbeitung des Modells mitgearbeitet hat, bleibt unklar, ohne Zweifel jedoch war er daran beteiligt. Garbers erhielt 1500 Mark für die Ausführung des Gipsmodells.

1896 wurde das Modell in Lauchhammer in Bronze gegossen. Im Rathaus Hamburg war die Hebe zur Ausschmückung des Ratsweinkellers vorgesehen. Sie stand dort auf einem mit Schnitzwerk verzierten Treppenpfosten im Remter, einem der zahlreichen Räume des Weinkellers.

Abb.2: Die Statuette der Rheinischen Hebe im Remter des Hamburger Rathauses
(Foto: www.hamburg-bildarchiv.de) 

Das Hamburger Rathaus einschließlich der historischen Ausstattung wurde bereits 1924 in die Hamburger Denkmalliste eingetragen, die Hebe ist somit Bestandteil des „Baudenkmals Rathaus Hamburg“. Dessen ungeachtet ist die Figur vor einigen Jahren in das Hamburger Restaurant „Cölln´s“ verbracht worden. Nach Intervention des Denkmalamtes steht die Hebe seit 2014 wieder an ihrem ursprünglichen Platz im Remter des Rathaus Hamburg.

Abb. 3: Eine aktuelle Ansicht der Rheinischen Hebe im Remter im Rathaus Hamburg
(Foto: Landesbetrieb Rathaus Service Hamburg, 2018)


Nicola Vösgen